Über mich

Über mich

Es gibt drei, nein, vier große Leidenschaften in meinem Leben: Pferde, Philosophie, Schreiben und wenn ich ehrlich bin, auch meine „Geld“-Arbeit als Managerin und Coach.

Die Zeit, die diese Leidenschaften in meinem Leben einnahmen und nehmen, verändert sich und muss sich verändern, denn alles hat seine Zeit.

Wobei Philosophie und Pferde mich wie ein Grundrauschen ein Leben lang begleiten, mal als Beruf, dann nach der beruflichen Veränderung als Grund- und Lebenshaltung.

Ich habe meine große Leidenschaft zu Pferden aus guten Gründen früher nicht zu einem einzigen beruflichen Geldverdienen gemacht. Diese Entscheidung, wäre ich früher Manuel Jorge de Oliveira begegnet, hätte ich vielleicht anders getroffen, aber man kann Leben nicht wiederholen.

Man muss sein Ändern leben, nicht sein Leben ändern.

Schon als kaum laufendes Kleinkind, erzählte mir meine Mutter später, rannte ich zu Hufspuren, die Pferde im Boden hinterlassen hatten, zeigte mit dem Finger drauf, schaute sie an und rief „Pferde“.

Jedes Pferd auf einer Weide, welches ich im vorbeifahrenden Auto aus dem Fenster erblickte, wurde mit juchzen und „kuck mal, Pferde“, kommentierend begrüßt. Und ich fühlte mich meinem Großvater, den ich nur aus den Erzählungen meiner Mutter kannte, als Jugendliche innerlich tief verbunden.

Er war Gestütsbeamter auf dem großen ostpreußischen Landesgestüt Georgenburg gewesen. Damals standen im Gestüt Georgenburg 310 ostpreußische Warmbluthengste Trakehner Abstammung und 130 rheinische Kaltbluthengste, über 17.000 Stuten waren im Umland zumeist in der Haltung der großen landwirtschaftlichen Güter verteilt. Dieses größte Landgestüt ist heute viel weniger bekannt als Trakehnen, war aber in Preußen züchterisch vielleicht sogar bedeutender.

Durch Flucht und Vertreibung  waren die Familien sowohl väterlicherseits als eben auch mütterlicherseits in alle Winde verstreut worden und bitterarm. Die traumatisierte Kindheit meiner Eltern hat auch mich sehr stark geprägt. Tief in meinem Gedächtnis hatte sich eingebrannt, dass meine Eltern, als sie nach ihrer Heirat die erste winzige Wohnung bezogen, all ihr Hab und Gut in einem Waschmittelkarton gepackt hatten.

Diese Armut hat es mir als Kind nicht ermöglicht, auch nur von einem eigenen Pferd zu träumen und mit ihm aufwachsen zu dürfen. Ich kompensierte dies, indem ich alles, was ich zu lesen bekam über Pferde und deren Geschichte, übers Reiten und dessen Geschichte verschlang.  Und ich kämpfte weiter wie eine Löwin dafür, dass ich Pferden nah sein durfte. Mit 12 Jahren wurde mir der Wunsch nicht von einem eigenen Pferd, aber von 1x in der Woche „reiten“, erfüllt. Mit 15 Jahren dann das erste eigene Pferd und die ersten kleinen Turniere. Den biografischen Rest erspare ich ihnen hier, den können wir, wenn Sie Lust haben, uns mal bei einem Glas Wein erzählen.   

Mein reiterlicher „Um-Weg:

Der „Reitunterricht“ begann vor 46 Jahren und hatte einen Lehrmeister, der noch aus der alten Kriegskavallerie entstammte und gings an den Galopp schrie er „Attacke“.

  • Ich machte das kleines bronzenes Reitabzeichen
  • Das großes bronzenes Reitabzeichen
  • Reitwartausbildung in der Hannoversche Reit- und Fahrschule 
  • Das silberne Reitabzeichen und diverse Trainerscheine der FN. 

Ich hatte vor, die Richterausbildung zu starten, aber ich kam immer mehr ins Grübeln. Die jungen Stuten, die die Stationsprüfungen gingen und die wir immer innerhalb von 4-6 Wochen bestmöglich „glänzen“ lassen mussten und die jungen Hengste, die schon 3jährig aussahen wie 10-jährige Dressurpferde: Das alles konnte doch nicht richtig sein? Wenn das Verbandsheft „der Hannoveraner“ zu mir ins Haus flatterte, las ich mit zunehmender Irritation die Marketingsprache der Pferdevermarkter und sah die in exaltierten Bewegungen der durch den Auktionsring jagenden Pferde. Immer spektakulärer wurden die Höchstsummen auf den Versteigerungen. Ist dies Erfolg? Lebewesen (dies gilt für alle, nicht nur für das Pferd) nur dem freien Spiel der Marktkräfte der Wirtschaft auszusetzen, züchten von Kunstprodukten für ein merkwürdiges Publikum, vollkommenes Vergessen alten Ausbildungswissens der Reiterei, es fühlte sich falsch an. 

Aber ich konnte nicht formulieren, was genau falsch war, mir fehlten Vorbilder in meiner Umgebung, alle ritten so und bildeten so aus.

Als Sterns „Bemerkungen über Pferde“ erschien und die ersten Skandale des Turniersportes über die Bildschirme flimmerten, wandte ich mich ab. Nicht von den Pferden, aber vom Pferdesport und der erwägten Möglichkeit, dies weiter beruflich zu tun.   

Die irrende Suche:

Als mein Pferd Fridolin dann mit 9 Jahren die erschütternde Diagnose schlimmes Kissing Spines mit Prognose Beisteller oder Tod einer sehr renommierten Tierklinik bekam, ward ich um den Schlaf gebracht. Mein geliebtes Pferd, welches ich von Fohlen an schon in seiner Geburtsbox kraulte, war kaputt. Wodurch, durch falsche Ausbildung und Reiten?

Da begann die irrende Suche mit vielen Sackgassen und die mir anfangs so logisch erscheinenden wissenschaftlichen Studien und biomechanischen Erklärungen schwirrten in meinem Kopf umher. Rehaklinik und anscheinende Gesundung durch tiefes Reiten in der „Brücke“ schien dann für einige Zeit die Lösung, bis es dann zu Sehnenschäden auf beiden Vorderbeinen kam.

Es musste am Reiten, an der Ausbildung liegen, so viel war mir klar. Es folgte tiefe, ausgiebige Beschäftigung mit der:

  • akademischen Reitkunst und Bent Branderup mit Kursen in Theorie und Praxis 

  • klassisch- barockes Reiten u.a. Richard Hinrichs und Irene Raab-Hinrichs 

  • Seminarfolgen in der Bückeburger Hofreitschule 

  • Horsemenshipkurse und Ausbildung in „Pferdeverhalten“ u.v.m folgten.

 

Die irrende Suche wird zu einem klaren Weg:

2017 ermöglichte mir Miryam Husain einen Platz bei einem Lehrgang von Manuel Jorge de Oliveira. Mein Hannoveraner war damals schon 17 Jahre und hatte diese körperlichen Baustellen. Mit diesen zwei Reiteinheiten wandelte sich alles für mich und seitdem ist es kein Irren mehr, sondern eine klare Entwicklung. Zum Thema der so oft missverstandene „Wahrheit des Reitens“ schreibe ich einen Block, dies würde hier zu weit führen.

 
2019-2022 Große Escola de Equitacao bei Manuel Jorge de Oliveira in Waal, jährlich mehrere Kurse Weiterbildung bei Manuel Jorge de Oliveira und Christina Wunderlich, sowie bei meiner großartigen reiterlichen Freundin Miryam Husain. Im Frühjahr 2022 hatte ich meine große Escola in Waal beendet, aber im Sinne von Manuel Jorge de Oliveira beginnt dann der nie endende Weg erst.

Mein philosophischer Weg:

Studium der Philosophie und Geschichte in Konstanz, Venedig, Wien und Berlin mit Schwerpunkt zunächst in Logik und später in Grenzbereichen der Philosophie zu anderen Fachgebieten, insbesondere der Psychoanalyse, der Linguistik und Anthropologie.

Forschungsstipendien und Lehraufträge u.a. Columbia University, New York, Universität Hildesheim, Berlin und Literaturstipendium in Triest.

Diverse Veröffentlichungen und Übersetzungen insb. von Michael Taussig u.a. Mimesis und Alterität und das eigene Buch: „Die Bildspur des Wahnsinns“.

Auch hier gab es für mich zwei, drei große, für mich charismatische Lehrer, die mich sehr beeinflusst haben: in der Geschichte und dem Geschichtsverständnis war es sicherlich Arno Borst und später die Historiker der Annales-Schule. In der Philosophie noch stark geprägt durch die Lektüren der Standardwerke der griechischen Philosophen, dann in Kant vertieft und davon ausgehend in die Geschichte der Moralphilosophie, Ernst Tugendhat lehrte in meiner Berliner Zeit. Ich kam später dann nicht an der Frankfurter Schule und ihren Kritikern vorbei. Als ich nach Wien ging, fand ich dann schließlich für lange Zeit eine denkende Heimat im Poststrukturalismus, der mich ganz sicher bis heute geprägt hat. Aber natürlich gehörte auch die Auseinandersetzung mit den Kritikern des Poststrukturalismus dazu.

Aus verschiedenen persönlichen Gründen brach ich meine philosophische Lehrtätigkeit und die Forschungsarbeiten, die mich mit Stipendien an viele Orte der Welt geführt hatten, ab und ging in die Wirtschaft.

Als Leiterin für Organisations- und Personalentwicklung in verschiedenen Unternehmen und Branchen konnte ich selbst viel Erfahrung in Führung aber auch im geführt werden und in der Führungsausbildung sammeln. Diverse Weiterbildungen zum systemisch-arbeitenden Coach, als Trainerin und Führungskräfteausbilderin.

Mein langer philosophischer Weg konnte mich in dieser Welt gut begleiten und jetzt kehre ich zurück, in die Welt der Philosophie und die Welt der Pferde und des Reitens als Lebensschule.

Reiterlich und als Mensch angekommen

Angekommen und Weitergehen

Es gab bisher nur einen einzigen Reitmeister, der mir bisher alle meine reiterlichen Fragen beantworten konnte: Manuel Jorge de Oliveira. Aber es mag durchaus sein, dass es noch nicht viele und tiefreichende Fragen waren und das Universum der Fragen bei mir noch sehr klein ist. Ich gehe weiter. Manuel Jorge de Oliveira hat mich gelehrt, überhaupt  Fragen zu stellen, wie, was tue ich da mit meinem Pferd und warum. Keine methodischen Fragen nach Schenkel zurück oder was muss ich machen, wenn dies oder das. Wie sieht mein Trainingsplan aus … oder, reiten mit inneren Bildern…Nein, nichts davon ist falsch und sicherlich auch für viele hilfreich, die eigenen reiterlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Aber ein Pferd, ohne bei ihm Verspannungen zu erzeugen, in Balance auszubilden oder ein Pferd (egal welcher Rasse) aus seinen ganzen Verspannungen rauszuholen, die es über Jahre entwickelt hat durch falsche Reiterei und Ausbildung oder aber sich selbst, als Reiter, aus allen eigenen physischen wie psychischen Verspannung rauszuholen und sich zu entwickeln, indem man immer und immer wieder an seine Grenzen geführt wird, dies ist eben sehr besonders. Ich habe keine Ahnung, ob einzigartig, für mich seit 2017 jedoch einzigartig und ich wäre offen für jeden Vergleich, wenn man denn vergleichen möchte. Ich würde bei jedem Lehrer, der meinte, er könne nichts von Manuel Jorge de Oliveira lernen, Unterricht nehmen und dann …“let’s talk about it“.

Wie soll man es nennen, was man von ihm lernen kann?

Wir haben eine Sprachkrücke entwickelt, die aber auch eine Falle ist: „Vertikale Reitkunst“.

Sie fasst etwas zusammen, was nicht zusammenfassbar ist, denn es ist die Entwicklung von Gefühl, Moment und der Fähigkeit die Unmittelbarkeit eines Momentes zu lesen, in dem sich Reiter und Pferd im Raum bewegen, es ist keine Methode oder „Reitweise“. Nicht „Klassisch, Western, Barock oder Freizeit, nicht Working Equitation, Dressur oder Springen, was gibt es noch…ah ja „vertikal“. Macht man all dieses gelehrte Erfahrungswissen und Fühlen  zu einer „Reitweise“ und packt es in eine Schublade, ist es schon falsch, hier sind die Grenzen der  sprachlichen Vermittlung.

Jedes Pferd, egal zu welcher Spezialisierung sein Reiter später neigt, muss in Balance kontinuierlich ausgebildet werden. Und ist es spezialisiert, dann braucht es trotzdem weiterhin die Arbeit an eben dieser Balance und Basis. „Vertikal“ ist das jahrhundertealte Wissen um die Ausbildung von Pferden zur Vorbereitung des geritten werden. Nicht mehr und nicht weniger, jedes Pferd sollte so seine Grundausbildung und Weiterbildung erfahren, um einen Reiter „gesund“ dauerhaft tragen zu können. Diese „Balance“, die bei jedem Pferd anders ist, zu erfühlen und mit dem Pferd zusammen zu erarbeiten, dies ist, wobei man von Manuel Jorge de Oliveira begleitet wird.

Sie sehen, ich setze viele Begriffe in Anführungszeichen, warum? Weil diese Begriffe eine Erläuterung ihres Kontextes, einer Umgebung oder eine Geschichte benötigen, damit sie nicht Konfrontation und Missverständnis erzeugen. Es geht nicht um einen Alleinvertretungsanspruch.

Es ist auch die Kenntnis der Reitkulturgeschichte, der Lehren alter Meister und unseres jetzigen. Wir als seine Schüler lauschen ihnen, wie die Schüler des Sokrates seinen Worten lauschten und sich nach dem Tode des Sokrates auf ihre Wege machten, die anders waren, aber immer auf ihm und seinen Fundamenten beruhten. 

Manuel Jorge de Oliveira öffnet eine Tür, sich auch menschlich zu entwickeln, dies findet aber in den allermeisten Reitschulen und im Reitunterricht zu wenig statt. 

Dieses Wissen weitergeben zu können ist eine große Verpflichtung und ein großes Glück für seine Schüler, aber auch eine schwere Bürde und jeden Tag eine wirklich enorme Herausforderung.